Malen in der Tagesstätte für psychisch kranke erwachsene Menschen
- es ist eine Vielschichtigkeit des Geschehens, in dem alle Sinne beteiligt sind. Wir geben uns hinein in Gestaltungsübungen bei einem spontanen Prozess, immer im Erleben neuer Handlungsmöglichkeiten mit der Entwicklung von Phantasie und Vorstellungskraft, ja sogar neu und genau sehen zu lernen.
Im späteren Erleben der Bildaussagen können Einblicke in die innere Welt der Teilnehmer erreicht werden, um Schwierigkeiten besser verstehen zu können. Ausdruck und Verarbeitung von Gefühlen, Konflikten und seelischen Verknotungen sind in der kreativen Gestaltung möglich. Wir orientieren uns im bildnerischen Gestalten am Prozess und nicht am Produkt.
Selbstverständlich stellen wir die Arbeiten mit rein Therapeutischem Ansatz hier nicht aus, weil es dabei um die Seele des Einzelnen geht, was nicht für die Öffentlichkeit gedacht ist . Viele Besucher kommen zum Malangebot in der Tagesstätte mit dem Satz: „Ich kann überhaupt nicht malen.“
Wir haben kleine Hilfen gefunden, Bilder zu gestalten, die zur Ausgeglichenheit beitragen, Spannungen lösen, Lockerheit erzeugen und zu Selbstwertschätzung führen. Die Skepsis am Anfang jedes Werkes gehört dazu. Sicher sind auch einige Künstler am Anfang ihres Wirkens unsicher.
So war manche Aufgabe, mancher Gestaltungsvorschlag von mir zunächst oft gewöhnungsbedürftig für die Telnehmer der Maltherapie – warum aus alten Kalendern Schnipsel herausreißen , warum auf Zeitungspapier malen ,wo doch „ordentliches Papier“ vorhanden war, warum Streifen schneiden, warum alte Kalender als Unterlage nutzen, warum Augen schließen, warum Musik beim Malen hören, warum, warum … Antworten haben wir bei jedem neuen Vorhaben gefunden. Bei der Arbeit wuchs die Freude über das Geschaffene und der Wille zur Fertigstellung, was für seelische erkrankte Menschen oft eine schwere Arbeit ist.
Ein Teil des Malens in der Tagesstätte ist das Entdecken der eigenen Kreativität , das Ausprobieren neuer Techniken, das Sammeln von Anregungen für individuelle Gestaltung für sich selbst und das Nutzen von kleinen Dingen als Inspiration für dekorative Ideen.
Jedes Bild hat eine eigene kleine Geschichte - manchmal Verzagen - wieder Aufgreifen der Arbeit - sich durchbeißen - lockerer werden - Freude bei der Tätigkeit - Stolz über das Ergebnis - die Anerkennung durch die Betrachter.
Ilona v.d. Planitz